Bergenien im Garten

von (Kommentare: 1)

Die unkomplizierte "Oma"

Bergenie
Unbeeindruckt eingekeilt zwische Stein und Liguster

Zu Bergenien hatte ich lange Zeit ein gespaltenes Verhältnis. Ich fand sie "Oma". Langweilig grün, kein schönes Blatt, frühe Blüte; irgendwie nur da... Omas tue ich damit Unrecht und entschuldige mich bei allen Omas. Bei dieser Staude aber auch; einem krassen Vorurteil bin ich aufgesessen. Erkannt habe ich das, als ich für meinen Steinsessel die pflanzliche Umgebung planen wollte.

Irgendwann im Leben ist ja immer eine Zeit, in der man in die Kammer der eigenen Vorurteile gehen sollte, um dort aufzuräumen. In Bezug zu Omas und wie in meinem Falle auch Bergenien...

Bergenien um den Steinsessel
Der Steinsessel brauchte eine Umpflanzung

Bergenien für den Steinsessel

sollten es werden. Lange hatte ich mich gegen den Gedanken gewehrt, Bergenien zu pflanzen. Der Platz um den Steinsessel brauchte aber eine Pflanzung. Da führte kein Weg dran vorbei. Da konnte ich bocken, wie ich wollte...

Ein schwieriger Standort, denn der Sessel sollte von Liguster umgeben sein. Für den Zwischenraum brauchte es eine Bepflanzung, die mit viel Wurzelwerk, Schatten und Sonne und trockenem Boden von schlechter Qualität zurechtkommen  musste. Es blieben wenig Pflanzen zur Wahl, genaugenommen konnte ich nur zwischen einer Pflanze wählen...

Rose "Nostalgie" und Bergenie
Auch als Rosenbegleitstaude ist sie geeignet

Die Bergenia cordifolia "Herbstblüte"

Na gut, ich gab nach und suchte unter den "langweiligen" Bergenien eine heraus, mit der ich mich zur Not anfreunden konnte. Heraus kam eine Sorte, die ich gut fand: die Bergenie cordifolia "Herbstblüte"* suchte ich mir aus. Einfach unter dem Aspekt, das sie eher im Herbst ihre Hauptblütezeit hat. Bergenien blühen eigentlich im Frühjahr, dann, wenn alles blüht. Wichtig fand ich den Aspekt, das sich auch im späten Jahr in meinem Garten Blüten finden lasssen wollen. Mit diesem Wissen habe ich beim Gärtner meines Vertrauens einige Pflanzen bestellt und an den schwierigen Standort gesetzt.

Bergenien sind im Grunde völlig unkomplizierte Stauden, wie ich bei meinen Recherchen herausfand. Sie können alles ab: Sonne - Schatten, Nässe - Trockenheit, Schlechter - Guter Boden, Freistand - Gehölzrand, Kalt - Warm.

Im Grunde eine ideale Staude für viele schwierige Standorte. Genügsam und langlebig steht sie da, wo ein Platz für sie ausgesucht wird. Im Prinzip genauso zuverlässig, wie eine Oma, die sich mit um ihre Enkel kümmert.

Hier ergeht ein gemeinsames Lob an Omas und Bergenien...

Pflanzkiste
Eine Kiste Bergenien wartet, gepflanzt zu werden

Aus diesem Grund beschloss ich in diesem Jahr, weitere Bergenien zu pflanzen. Es gibt einen Streifen zwischen unseren beiden Grundstücken, der unterpflanzt werden soll. Es ist eine Hecke aus Haselnuss, Weigelien, Forsythien, und Flieder. Dann geht nach Westen dieser Streifen zu einer kleinen Steinmauer. Der Plan ist, das hier nicht mehr gemäht werden soll. Bergenien bilden ein so dichtes Blattwerk, das sie Unkraut recht erfolgreich unterdrücken. An dieser Stelle hatte ich es schon mit einer Tafelblattanpflanzung* versucht.... Dummi ich. Völlig falsche Wahl!

Die armen Pflanzen haben es überhaupt zu gar nichts gebracht. Das konnten sie auch nicht, denn die brauchen wirklich Feuchtigkeit, gern an einem Gewässerrand! Das haben sie an dem Streifen aber nicht. Trocken, Sonne, Wurzeln; kein Ort für Schaublätter.

Die Bergenia cordifolia "Eroica"

war meine Wahl für diesen Standort. Auch hier ist mir die Blüte nicht so wichtig. Bergenien werden angeflogen, das ist keine Frage. Aus egoistischen Gründen will ich aber im Winter etwas für mein Auge haben. Die "Eroica" hat den für Bergenien auch möglichen Farbaspekt der winterlichen Rotfärbung der Blätter.

Bergenien behalten ihr Laub über den Winter. Dieses Laub kann grün bleiben, bräunlich werden oder eben auch sich zu rot hin verfärben. Herbstlicher Blattfall stört sie nicht, wenn sie groß genug sind, "schlucken" sie viel Laub, das dann auch durch den Zerfall als Dünger gute Dienste leistet.

Der Gedanke, das meine Bergenien im Winter einen roten Streifen bilden, wenn ich aus dem Fenster schaue, der Gedanke gefällt mir. Fällt Schnee, dann ist weiss / rot spannend, scheint die Sonne, ist flammendes Rot im Winter schön für das Auge. Ist es grau, dann belebt rot ungemein! Deshalb die Bergenie "Eroica" *. Heute habe ich die Pflanzen gesetzt, so 15 Stück für den 5m langen Teil der Hecke, alle ca. 30 cm eine Pflanze. Deshalb kann ich über meinen Erfolg bei dieser Wahl noch nichts berichten. Ich bin selber ganz gespannt, ob das so funktionieren wird wie von mir gedacht oder nicht.

Langlebigkeit

ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Bergenien sind langlebig, ein weiteres Argument für ihre Pflanzung. Es ist doch klasse, Pflanzen zu setzen und sie dann über Jahre nur anzuschauen und sich an ihnen zu freuen. Dazu benötigen sie jedoch etwas Zeit, um sich an einem Standort zu etablieren. Haben sie das getan, wachsen sie und aus dem Streifen entsteht dann hoffentlich eine Linie. Eine rote Linie, die keine Grenze darstellen, sondern belebend wirken soll. Darauf bin ich schon ganz gespannt, ob mein Gedanke, dann auch durch die Bergenienfärbung Gestalt annehmen kann.

Durch das Beschäftigen mit der richtigen Sorte, habe ich auch herausgefunden, das die Bergenien zur Staude des Jahres 2017 ernannt wurden. Da komme ich zum Ende des Jahres gerade noch recht, mich darüber zu freuen, und sie Euch zu empfehlen. Jetzt ist noch Pflanzzeit! Pflanzt Bergenien!

Mittlerweile habe ich sie in mein Herz geschlossen. Sie ist jetzt keine spektakuläre Staude, aber sie erfüllt eine sehr wichtige Aufgabe, indem sie Boden bedeckt, Unkraut unterdrückt, sich nicht optisch vordrängelt, sondern einfach ist. Unaufdringlich, immer da und gut im Laub. Völlig unkompliziert freut sie sich, wenn sie betrachtet wird, schreit aber nicht nach Aufmerksamkeit.

Bergenien sind schöne Pflanzen, für Omas, Enkel, Eltern, Onkel und Tanten. Für das GärtnerInnenherz halt. Für mich eine Staude weit über das Jahr 2017 hinaus!

 

*alle Links führen zur Baumschule Horstmann


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Farbe im Winter

Von: Farbe im Winter

Am:

Um: 14:06

Hallo Ulrike,

habe eine Frage zu Deinem Beitrag "Bergenien im Garten" vom 19.11.2017.
Hat die Bergeniensorte Eroica den gewünschten roten Laubkontrast zum Schnee gebracht? Oder würdest Du inzwischen eher eine andere Bergenien-Sorte für diesen Effekt empfehlen? Ich freue mich auf Deine Rückmeldung! Herzlichen Dank!
Farbe im Winter

Antwort von Gartenphilosophin

Hallo Barbara,

die "Erioca" hat ein sehr schönes Rot. Damit würde sie zum Schnee gut im Kontrast stehen.
Leider kann ich da kein Bild zeigen, einfach, weil schöne Schneebilder fehlen.
Entweder sie war unter einem Berg von Schnee begraben oder es war nur so Gefitzel und keine echte Idee von Schnee.
Lohnen tut sie sich.

LG
Ulrike, die Gartenphilosophin

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