Der Garten in der Sommerhitze
von Gartenphilosophin (Kommentare: 1)
Ein Hitze-Beitrag
Es ist heiss, richtig heiss. Nichts geht mehr, ab 11:00 sind hier die Schotten dicht. Bis dahin habe ich fleissig gegossen, und hoffe, das die Pflanzen genug abbekommen haben, um diese extreme Trockenheit und Hitze zu überstehen.
Doch wie geht es den Tieren im Garten?
Was können GärtnerInnen tun, um zu helfen?
Dazu noch faule GärtnerInnen, wie ich?
Der Garten hat Durst und will versorgt werden, die Insekten, Vögel und Kleinsäuger sind ebenfalls durstig. Ich kann nun den ganzen Tag durch den großen Garten laufen und alle versorgen. Da würde ich nicht fertig und mir wird zu heiss. Deshalb achte ich darauf, dass die Umstände für alle so bleiben, das sie sich weitestgehend selber versorgen können. Es brauchen ja nicht alle das Gleiche, nicht alle Tiere hier sind auf Wasser angewiesen. Einige Insekten brauchen Feuchtigkeit andere regelrecht Wasser, andere wiederum nur Nektar. Also achte ich darauf, dass für alle etwas dabei ist.
Im Moment lasse ich viel Kraut stehen. Hummeln und Bienen und Schmetterlinge freuen sich über die zusätzlichen Feuchtigkeitsspender. In diesen kleinen Beikräutern finden sich reichlich Nektar und Pollen, um zu sättigen und gegen den Durst anzugehen. Im Zusammenspiel mit den Stauden bieten die Beete dadurch ein breit gefächertes Angebot. Vögel finden später Sämereien.
Nektarquellen für Insekten
*Links zur Baumschule Horstmann
Die Spornblume, Centrantus ruber* und Centrantus ruber 'Alba'* sind eine gute Nektarquelle. Sie kommt mit meinem Boden gut zurecht, anscheinend wird sie aber auch mit Haut und Haar geliebt und von irgendwem aufgefressen. Eine der fünf Pflanzen steht nicht mehr und ist abgefressen.
Die Moschusmalven*, die sich im Laufe der Jahre hier selbstständig aussamen, der Oregano vulgare*, auch Majoran genannt, der unglaublich vielen Schmetterlingen und Hummeln schmeckt, die Salbeipflanzen*, natürlich der unvermeidliche Schmetterlingsflieder*, die Schafgarben*. Nicht zu vergessen, das Bergbohnenkraut*, das für Hummeln und Bienen nun seinen großen Auftritt hat. In meinem Sandboden kommt es mit der Trockenheit allerbestens zurecht.
Schmetterlingsflieder
Den Schmetterlingsflieder lasse ich stehen, so lange, wie er die Winter hier übersteht. Zu ihm habe ich ein leicht gespaltenes Verhältnis. Er zieht Schmetterlinge und Bienen unglaublich an, versamt sich u.U. aber stark und bietet Raupen keine Nahrung. Da ist mir der insektenfreundliche Wasserdost auf alle Fälle in meinen Garten lieber. Wir haben hier noch einen halben Sack Lehm herumstehen. Der heimische Wasserdost, Eupatorium cannabium*, der es gerne feucht mag, wird ein Spezialbeet mit lehmigem Sand-Mutterboden-Gemisch erhalten. Dort hält sich dann das Wasser besser und er kann die Vielzahl der Insekten versorgen, die ihn lieben. Sowohl als Raupe als auch als entwickeltes Insekt.
Das ist mein Plan für die Zeit, wenn diese Hitzewelle vorbei ist. Im Moment bin ich froh, das meine Arbeit draussen früh beginnen und früh enden kann.
Meine Apfelbäume lassen jetzt eine Menge Äpfel fallen. Die bleiben liegen und werden nicht gleich weggeräumt, denn Wespen, Fliegen und einige Schmetterlinge versorgen sich über faulende Früchte. Gleichzeitig kann der Boden gedüngt werden von den Resten, die sie übrig lassen. Um Krankheiten des Baumes durch Übertragung von Pilze und Viren durch die Fruchtmumien zu verhindern, sammele ich diese ab, sobald sie schrumpelig am Boden liegen.
Unser Brunnen wird fleissig mit frischem Wasser versorgt, denn durch die Hitze verdunstet er viel; Wespen, Vögel und vielleicht auch die ein oder andere Maus die sich an ihm mit Flüssigkeit versorgen nehmen auch viel Flüssigkeit mit. Badende Vögel verspritzen viel Wasser, kann ich Euch sagen... Dadurch, das der Brunnen hier steht, spare ich mir weitere Schalen mit Wasser. Würde ich Wasserschalen aufstellen, sie würden nur mit Natursteinen gefüllt und Ästen. Man sieht immer wieder den Vorschlag, stylische Murmeln hineinzulegen. Mir sind sie zu glatt und sie drehen sich im Wasser schnell. Eine Gefahr für Insektenbeine... Ein schöner Stein ist da die bessere Alternative. Gerne auch mehrere. In den Regentonnen liegen ebenfalls Ausstiegshilfen gegen das Ertrinken.
In meinem nicht aufgeräumten Garten finden die Nachtfalter kühle dunkle Verstecke. Die sind wichtig, der Hitze-Stress kann am heissen Tage im kühlen Versteck klein gehalten werden. Sie sitzen im kühlen Schatten der Stauden, oder verstecken sich unter alten Blättern, wie die obige Gammaeule. Sie ist wunderbar angepasst an ihre Umgebung.
Es ist unglaublich, wie häufig ich Insekten störe, die ich kaum sehe, weil sie sich ihrer Umgebung als Tarnung so gut anpassen.
Erdrauch und Vogelbuchweizen als leckerer Bodenschutz
Den Boden schütze ich vor zu starker Austrocknung, indem ich Kraut stehen lasse. Vogelweizen, Gemeiner Erdrauch, Fumaria officinalis, den ganzen Ampfer, sie alle bleiben im Moment stehen, um die Böden zu schützen und den Insekten oder Raupen, Puppen und wem weiss ich, als Nahrung und Schutz zu dienen.
Den Garten wässere ich nur an bestimmten Stellen, er ist zu groß, um ihm überall Wasser zukommen zu lassen. Meine Pflanzen sollen sich aus der Tiefe mit Wasser versorgen, so lange sie können. Wenn ich sehe, das sie beginnen, Trockenstress zu zeigen, bekommen sie ein paar Kannen Wasser. Nicht schwallartig, sondern erst einmal etwas, um den Boden aufzuweichen, dann immer etwas mehr, je nachdem, wie der Boden weich wird, um das Wasser aufzunehmen. Ist der Boden wie im Moment so trocken, wird er fest und kann Wasser gar nicht aufnehmen. Es ergibt keinen Sinn, das Wasser gleich in Massen darüber zu kippen; es perlt einfach nur ab.
Langsam aber sicher in den Boden sickern lassen, dann halten die Büsche wieder eine Zeit lang durch. Die Beete wässere ich ebenso individuell. Die neuangepflanzten Stauden bekommen täglich persönlich Wasser an die Füße; hier gehe ich eher mit der Kanne als mit dem Schlauch zu Werke. So lerne ich auch die Neuen kennen, wie sie reagieren, ob sie wachsen, ob sie leiden.
Die schon älteren eingewachsenen Stauden bekommen seltener Wasser. Hier achte ich jedoch besonders auf die Astern. Um die im Herbst zum Blühen anzuregen, benötigen sie jetzt Wasser. Mehr zu Astern in meinem Beitrag
Erstaunlicherweise hängen die Obstbäume so schwer voller Äpfel, ich bin gespannt, ob sie bis zur Ernte durchhalten. Immer mal wieder lasse ich einen Schlauch liegen, damit da doch etwas Wasser dran kommt. Aber nicht viel, sie kommen bisher sehr gut damit zurecht. Auch die Pflaumen haben eine gute Größe erreicht, und sind jetzt erntereif. Einige bleiben den Wespen, einige kommen ins Haus und werden gegessen oder verkocht.
Im Garten kann auf natürliche Art und Weise den Tieren geholfen werden. Passende Stauden, wie z.B. obige Sonnenbräute, Helenium* pflanzen, Früchte liegen lassen, Wasser bereitstellen, egal, ob als Teich, Brunnen, in Schalen.
Habt Ihr Schalen, dann ist es wichtig, das Wasser täglich zu wechseln. Aus hygienischen Gründen, denn diese Wasserstellen werden bei der Hitze schnell zu Keimschleudern. Was das eine Insekt nicht stört, kann ein anderes Insekt oder seinen Staat dahinraffen. Deshalb ist ein häufiger Wasserwechsel sinnvoll. Mit dem Giesswasser sinnvoll umgehen spart Zeit und Nerven. Den Rasen nicht mähen, sondern stehen lassen. Das nährt Raupen, schützt den Boden und freut Schmetterlinge, Heuschrecken und andere Gesellen. Damit dann auch die Vögel, die in solch einem Garten genug Nahrung finden, und NICHT durch ausgelegtes Futter versorgt werden müssen.
Wildes und krautiges nährt
Noch mal zusammengefasst:
Den Boden schützen, indem das Beikraut stehen gelassen wird
Wässern mit Bedacht
Wasserstellen einrichten und zwingend pflegen
Wiese stehen lassen
Früchte liegen lassen oder auch hängen lassen
Blühende Kräuter, Stauden und Beikraut für Insekten pflanzen und lassen
Unterschlupfmöglichkeiten erhalten, sprich, zu viel Pflegemassnahmen unterlassen
Auch hier gilt wieder meine GärtnerInnen-Lieblings-Regel: Unterlassen ist die beste Hilfe für den lebendigen Garten
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Von: Hortus Girasole
Am:
Um: 11:04
Ein wunderbarer Artikel! Die meisten Gärtner machen sich nur um ihre Pflanzen Sorgen und vergessen ganz, dass auch die Tierwelt unter der Trockenheit leidet. So viel Info dazu - toll! Vielen Dank dafür! Liebe Grüße von einem Naturgarten in Niederösterreich!
Antwort von Gartenphilosophin
Vielen Dank! Der Garten und seine Tiere sollen es gut haben, und sich doch weitestgehend selber versorgen können. Da weiss ich, das Du mich da bestens verstehen kannst!
Liebe Grüße
Die Gartenphilosophin