Die Entdeckung des Frühlings-Gedankens

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Die Entdeckung des langsamen Gartenfrühlings

Der grüne Garten im Frühling
Grün ist die Farbe des Frühjahrs

Dieser Frühling ist so ein ganz anderer Frühling als der letzte und auch vorletzte (ja, auch im Vergleich mit den anderen Frühlingen, ich weiss…).
Er ist so langsam und behäbig und stellt mich vor eine große Herausforderung im Schreiben.
 Mein Kopf ist ebenso langsam und behäbig unterwegs.

Dunkelgrüne Schmalbiene, Halictus morio
Einige Wildbienen trotzen der Kälte


Es sind viele Themen angeschrieben und lagern auf dem PC, sie werden aber nicht so recht fertig und zünden nicht.
 Das fühlt sich so an, wie draussen im Garten.
 Dort will es auch nicht so recht in die Puschen kommen, es ist und bleibt kalt, windig und frisch. Die Natur blüht, aber es finden sich nicht so recht die Kostgänger ein. Denen ist es irgendwie auch zu ungemütlich, schätze ich.

Küchenschelle, Pulsatilla vulgaris, im Samenstand
Die Küchenschelle sieht auch verblüht noch schön aus

Die Massen an Insekten des letzten Jahres wiederholt sich dieses Jahr nicht. Kommt die Sonne raus, sind sie unterwegs, ist sie nicht da, sind sie auch weg, denn dann ist es kalt. Viele Insekten mögen kalt nicht. Da bin ich ganz bei ihnen, ich mag das auch nicht.

Besetzbare Kräuterspirale
Wer wird denn hetzen wollen?

Eile mit Weile

Im letzten Jahr purzelten Blüten und Insekten nur so vor sich hin und atemlos rannte ich hinterher, begeistert wegen der Fülle, die sich mir zeigte.
In diesem Jahr? Wenige Blüten, kurze Blütenzeiträume, viel Wetter. Nix Atemlosigkeit. Das lässt mich etwas verzweifeln, denn eigentlich will ich ja berichten und zeigen!
Die Gartenseele lacht sich ins Fäustchen, denn in der letzten Nacht erst habe ich kapiert, was sie mir sagen will:
Eile mit Weile

Akelei und Trollblume
Es sind wenige, dafür umso schönere Blumen in diesem Jahr

Der Garten in Bildern

Wie das?

Nun, ich sehe zu viele Bilder. Bilder aus Gärten, in denen alles grünt und spriesst und blüht. Diese Gärten sind irgendwo anders. Sie sind im nächsten Dorf, in dem sowieso schon immer alles 14 Tage vorher blüht. Sie sind im Netz, in dem jeder erst einmal nur die prächtigsten Bilder zeigt. Da nehme ich mich nicht aus.

Katzenminze, die unermüdlich blühende Schönheit
Katzenminze, die unermüdlich blühende Schönheit

Dann gehe ich in meinen Garten und finde kaum etwas vor. Ich hatte aber vor, Euch mit vielen Themen zu „beglücken“ und die passenden Bilder zu zeigen.
DAS KLAPPT NICHT!!!!
Zumindest, solange ich vergleiche. Mein Garten im Vergleich mit anderen Gärten kann in diesem Jahr keinen Trumpf ausspielen. So mein Glaubenssatz.
Blöd, nicht wahr?


Drossel im Garten
Die eigentlichen Leistungsträger: Fütternde Elterntiere

Mein Garten wandelt sich

Er zeigt mir seinen gegenwärtigen Stand an. Ich Dummi vergleiche ihn und sehe seine wenigen Blüten und bin fast traurig, das er mehr nicht zeigt. 
In der Nacht wurde ich wach und hatte endlich die Lösung! 
Ich verlange meinem Garten Leistung ab. Eine Leistung, die er weder erbringen soll (sage ich), noch will (sagt die Gartenseele). Der Leistungsgedanke hat in einem Garten doch gar nichts zu suchen, oder wie seht Ihr das?

Spatzen im Garten
Sehen was IST anstatt Vergleiche ziehen

Wenn ich nun einen Wettbewerb gewinnen will, würde ich alles tun, um ihn in Chick und Charme zu bringen. 
Da ich aber keinen Wettbewerb gewinnen will, kann ich ihn doch einfach genau so betrachten, wie er sich im Moment zeigt.

Warum vergleichen wir ständig?
Warum wollen wir, das es heute genau so ist, wie es gestern war?
Dieser Wunsch nach Kontinuität verhindert doch Wandlung!
Meinen Garten habe ich durch die falsche Brille betrachtet.

Brassica oleracea, Roter Krauskohl, seine Blüten sind ein wahrer Insektenmagnet
Um die Blüten sind so viele Kleinchen unterwegs, da geht Kükenfüttern ganz einfach

Da gelobe ich Besserung. Es wird mir sicher immer wieder passieren, das Vergleichen liegt mehr oder weniger in unserer Natur; aber, ich werde mich mitwandeln und mir eher zeigen lassen, wie sich Klima und Garten verändern, wie der Garten eben auch hier in seiner Balance bleibt. Die Menge an Vögeln in diesem Jahr zeigt mir, das es ausreichend Futter für alle gibt, insofern habe ich die eigentliche Lebendigkeit gar nicht entdeckt, die die Lebensgrundlage für die vielen Vogeljungen darstellen. 


Bluthänfling im Garten der Gartenphilosophin
Der Bluthänfling ist neu im Garten

Wie betrachte ich nun meinen Garten mit seinen deutlich weniger Blüten?

- Er nimmt sich seine Ruhephase.

- Grün ist wunderbar und ein echter Lebensraum für Viele.
- Würdigen, was da ist!
Das Betrachten des IST-Zustandes ist ebenso spannend, wie mein Wunsch nach Blütenmassen unpassend für dieses Frühjahr ist.


Veränderliche Krabbenspinne, Misumena vatia, aud Mageritte
Die Veränderliche Krabbenspinne war erfolgreich

Wünsche sind gut, nur erzwingen kann man deren Erfüllung nicht!

Weg den Blick aus den grünen Beeten hin dorthin, wo es etwas zu betrachten gibt.
Die Wiese. Dort stehen z.B.nun die Mageritten und mit ihnen kann ich auch wieder meine Freundin, die VeränderlicheKrabbenspinne beobachten. Es sind nicht so viele, wie im letzten Jahr da, aber genau darum geht es ja:
Würdigen, was da ist!

Die Kolkwitzie blüht
Blüte der Kolkwitzie

Der Garten in seiner eigentlichen Pracht!

Es gibt immer etwas zu sehen, wenn der Blick nicht von den prächtigen Blüten abgelenkt wird.
 Raus aus der Hektik des letzten Jahres, wo ich von Baum zu Busch zu Blüte fast gehetzt bin, um darüber zu berichten.
 Rein in die Ruhe der Betrachtung des Moments und seine Auswirkung auf den Garten. Dann zeigt sich der Garten mir auch wieder in seiner Pracht und Schönheit. Eben anders als im letzten Jahr. Anders als er im nächsten Jahr sein wird!

Es ist dieses Jahr IN meinem Garten anders als in den letzten Jahren. Wunderbar, es ist Wandlung möglich!

Die Gartenseele lächelt seit heute früh wieder, als sie mich aus dem Bett riss.


Der Hinweis der Gartenseele an mich? Entdecke die Langsamkeit des Seins!



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