Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen....

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Eine Fliege gleicht der anderen? Nun, je nachdem, welche man sich ansieht...

Skorpionsfliege, Panorpa communis
Eine Skorpionsfliege, jawoll!

Was können Fliegen nerven! Sie gesellen sich am Küchentisch ungefragt dazu, laufen über die Lebensmittel, pflanzen sich ungeniert inmitten dieser Öffentlichkeit fort. Wenn ich vor mich hin dösen will, dann setzt sich genau in dem Moment eine Fliege irgendwo störend irgendwo zwischen Strumpf und Hosenbein oder nervt meine Ohren immer wieder.
Nee, Fliegen im Haus stören mich gewaltig. Sie sind das Synonym für Nerv.
Im Sommer haben die Pferde sehr unter den Massen an Fliegen gelitten, sie haben sie vom frühen Morgen bis in den späten Abend besetzt und sich immer an der Tränenflüssigkeit der Augen zu schaffen gemacht. Bis dahin, das sich die Augen entzündeten.
Die Pferde haben den ganzen Sommer mit einer Fliegenschutzmaske verbracht, anders ging es nicht.

Fliegen
Fliege im Garten

Sind Fliegen nur nervig?

So sehr sie also im Haus und Stall nerven, sind sie ausgesprochen wichtige Zeitgenossen.
Es hat einen Grund, das viele Fliegen sich für Essbares oder auch vermeintlich Essbares interessieren.

Schauen wir uns doch einmal die Gattung Fliegen an:
Allein in Mitteleuropa gibt es an die 10 000 Arten an Fliegen. Meine nervige Stubenfliege ist nur eine davon. Deshalb kann ich mir gar nicht sicher sein, das da ständig nur Stubenfliegen um mich herum summen, vielleicht sind es auch andere Arten. Manche sehen sich so verflixt ähnlich. Ich kann nur wenige Fliegen voneinander unterscheiden. Dazu müssen ihre Unterschiede sehr deutlich sichtbar sein...

Schmeissfliege, Cynomya mortuorum
Schmeissfliege auf der Hinterlassenschaft von Wem auch immer.

Schmeissfliegen

Schmeissfliegen z.B. kann ich gut von Stubenfliegen unterscheiden. Das ist so einfach, denn sie finden sich überall dort, wo sich vergammeltes oder verwesendes organisches Material befindet. Mülltonnen im Sommer sind ein echter Lieblingsplatz. Die liebt die Schmeissfliege und schmeisst sich in das Geschehen. Dabei schillert sie sehr hübsch, so das man etwas hin und hergerissen ist zwischen Faszination und Ekel.
Lassen wir den Fliegen ihren Spass haben wir am Ende kein gammeliges Zeug herumliegen, dafür eine Masse an Fliegen erzeugt. Das ist im Grunde das Gute an Fliegen, sie benötigen Aas und Gammel, um sich fortzupflanzen und weitere Fliegen zu zeugen. Gammel weg, Fliegen da.
Fliegen haben eben diese Aufgaben, sie halten uns organisches Material (nennen wir es mal freundlich so) vom Leibe und gehören somit zu den Aufräumkommandos, die still und leise ihre Arbeit verrichten. Solange man sie nicht aufstöbert, denn dann ist Schluss mit still und leise.

Fliege

Sie summen und brummen in allen Tonlagen

Werden sie nämlich aufgestöbert, dann ist es nötig, sich zu beruhigen, um ihnen zuhören zu können. Sie brummen alle unterschiedlich, von hoch bis tief.
Wir nehmen uns kaum die Zeit, eine normale Fliege mal eingehender zu betrachten, auch ihrem Klang zollen wir wenig positive Aufmerksamkeit. Die meisten Fliegen gelten als Lästlinge, die sich auch noch als Maden unangenehm im Sommer in den Mülltonnen bemerkbar machen.
Betrachten wir Fliegen aber mal rational, dann können wir ihnen nur dankbar sein. Das sie ihre Eier in organischen Materialien ablegen, bedeutet, das da auch nach ein paaar Tagen Fliegenmaden schlüpfen. Diese lieben den Verzehr alles Ekligem. Das fördert deren Zersetzung, Vernichtung und somit Auflösung. Es ist nur: Wo vieles zu zersetzen ist, gibt es auch viele MAden und Fliegen, das ist einfach mal kein schöner Anblick.

Fliegen

Der Lebenszyklus der Fliegen

Der Lebenszyklus einer Fliege vom Ei bis zum Tode erstreckt sich im besten Falle über Wochen. Davon ist die Lebenszeit als Fliege meist die kürzeste Phase.
Fliegen legen ihre Eier aus denen sich sehr rasch Maden entwickeln. Diese verpuppen sich und entwickeln sich in aller Ruhe zur Fliege.
Diese leben von einigen Tagen bis zu einigen Wochen. Fliegen tun das, was Fliegen lieben, sie suchen organisches Material, ums ich zu ernähren und dann fortzupflanzen.
Dieses organische Material darf durchaus gerne für menschliche Nasen stinken, die Fliege zieht das an. Geradezu magisch. Was stinkt, gibt Hinweise auf gutes Fliegenfutter.

Schwebfliege
Schwebfliegen sind für viele Blüten zu haben

Schwebfliegen

Jedoch, nicht jede Fliege fällt uns lästig, einige von ihnen sind ausgesprochene Schönlinge, die sich überhaupt nicht in der Nähe von Menschen aufhalten wollen. Sie fallen uns demnach nur positiv auf und werden nie stören.
Schwebfliegen sind solche. Im Hause nie anzutreffen, sondern immer in vielen Formen und Größen und Farben an Blüten; da sind sie zu beobachten. Meine Schwebfliegen sind recht scheu und fliegen schnell weg, wenn ich ihnen zu nahe komme.

Fliegen

Flinke Fliegen

Das ist das Spannende an ihnen, sie erkennen uns sehr schnell und verarbeiten auftreffende Reize sehr, sehr schnell. Zack, sind sie weg. Deshalb fällt die Beobachtung schwer und das Vertreiben leicht. Das Erschlagen schon schwerer, denn ihre Augen bestehen aus vielen Facetten, die ihr eine richtige Rundumsicht gewährt.
Durch ihre Fähigkeit, Umweltreize 10x schneller zu verarbeiten als der Mensch, ist sie in ihren Reaktionen eben auch schneller. Flink ist da kaum der richtige Ausdruck, sie sind die echten D-Züge der Insektenwelt.
Kommt der Reiz von vorn, dann fliegt sie nach hinten weg, immer entgegengesetzt der Richtung des auftreffen wollenden Reizes.
Das hat ihr eine lange lange Lebenszeit ermöglicht, rein evolutionär betrachtet.

Fliegen

Fliegen sind durch ihre schiere Masse aber auch Lebensgrundlage vieler weiterer Tiere.
Vögel lieben Fliegen, im Frühjhr stehen sie bei der Brutaufzucht ganz oben auf dem Speiseplan. Amphibien freuen sich über fette Beute. Spinnen sind ebenso begeisterte Fliegenfänger, in ihren Netzen oder auf ihren Beutezügen kann man die unterschiedlichen Arten des Umgangs mit der Fliegenbeute gut beobachten.
In den Massen, in denen Fliegen gefressen werden ist es verständlich, das sie sich in Massen reproduzieren müssen.

Fliegen

Fliegen als Bestäuber

Fliegen sind wichtige Blütenbestäuber, in einem Atemzug mit Bienen und Wildbienen zu nennen.
Sie ernähren sich von Pollen der Blüten, fliegen so von einer Blüte zur anderen und sind auf diese Art und Weise genauso für den Fruchtansatz und Ernte, wie eben Bienen.
Im Frühjahr waren ebenso eine große Menge an Fliegen in den Apfelbäumen zu beobachten, das ganze Jahr über sind sie auf allen möglichen Blüten anzutreffen, jetzt im Herbst sind auch bei ihnen Astern der große Renner. Da fliegen sie drauf...

Fliegen

Größe und Form

In Größen und Formen sind Fliegen ebenso interessant und vielfältig. Sie sind groß und dick, groß und schmal, klein und dick und klein und schmal. Und alles dazwischen.
Es gibt die grauen Fliegen, die schillernden Fliegen, es gibt bunte Fliegen und stark auffallend gezeichnete Fliegen. Für jeden Geschmack und Lebensraum ist es der Fliege gelungen, sich anzupassen.
Das macht die Fliegen weltweit so erfolgreich, sie ist fast über den gesamten Globus vertreten. Bis auf eine Höhe von ca. 5600 m sind Fliegen noch anzutreffen. Sie ist überall, wo es der Mensch auch zu überleben schafft.
Kalt und warm machen ihr alles nichts aus. Ist es zu kalt, dann verfällt sie in Ruhestarre und wartet, bis es wieder warm wird. Bei Hitze fühlt sie sich pudelwohl.

Florfliege

Florfliegen

Florfliegen heissen zwar Fliegen, gehören aber nicht zu den Fliegen. Das ist leicht zu erkennen, denn Fliegen haben immer zwei Flügel, während die Florfliege über vier Flügel verfügt.
Das ist also ein umgangssprachlicher Begriff, und somit eine wörtliche Verwechselung der Fliegen. Deshalb seien sie nur als Missverständnis der Wortwahl erwähnt und weil sie deutlich hübscher sind als die Vertreter der wirklichen Fliegen

Fliege

Schön oder häßlich?

Obwohl, genau betrachtet sind wirklich nicht alle Fliegen hässlich, nein es gibt sogar sehr hübsche Arten unter den Fliegen. Die obig abgebildete Fliege ist so eine. Sie interessiert sich nur für Blüten oder parasitär als Made für Insekten. Igelfliegen werden sie genannt.

Igelfliege

Die vielen Facetten der Fliegen

könnt Ihr bestimmt auch in Eurem Garten beobachten. Macht Euch einmal die Mühe und begebt Euch auf die Gartenpirsch.
Schaut auf den nächsten Sch...haufen, den ihr finden könnt, betrachtet die Blüten. Überall finden sich Fliegen. Dort wo viele Fliegen sind, sind ebenfalls auch viele Vögel zu beobachten, wie ich oben schon erwähnte. Vielfalt wird auch durch Fliegen gelebt und erhalten. Sie sind also nicht nur Lästlinge und durch Krankheitsüberträger auch Schädlinge, nein, sie sind die Grundlage für viele weitere Gartenewohner. Von ihnen geht ein großer Nutzen aus.
Daher sind sie es wert, wenigstens geschätzt zu werden.
Zumindet ausserhalb meiner Essens- und Nickerchenzeiten... Soviel auf Gegenseitigkeit muss sein...

Skorpionsfliege, Panorpa communis
Das Männchen der Skorpionsfliegen sieht schon beeindruckend aus

Die Skorpionsfliege

Als ich auf meiner sommerlichen Pirsch diese Skorpionsfliegen entdeckt habt, kam ich aus dem Staunen und der Bewunderung kaum noch heraus!

Nachtrag:
Auch sie gehört nicht zu den klassischen Fliegen, über die ich hier schreibe, wie auch die Florfliege; sie teilt den Begriff "Fliege". Darauf wurde ich aufmerksam gemacht und will das gerne korrigieren!

Die Skorpionsfliege ist eine unglaublich genial anzusehende Fliege aus der Familie der Schnabelfliegen. Meine gefundenen Exemplare sassen immer im Gebüsch auf einem Blatt; auf Blüten habe ich sie nie entdeckt. Auch nicht beim Fressen einer fleischigen Mahlzeit. Sie sassen einfach immer herum.
Als Eingangsbild konntet Ihr ein Weibchen sehen, hier als Schlussbild ein Männchen.
Die gelten fast schon als Charmeure, denn sie beschenken Weibchen mit Nahrung, bevor sie sie begatten. Tote Insekten oder Speichelkügelchen sind solche leckeren Geschenke, die das Weibchen während der Kopulation besänftigen.
Man kann sagen, was man will:

Fliegen muss man nicht lieben, Respekt vor ihrer Vielfalt kann man aber schon entwickeln, wenn man sich mit ihnen beschäftigt.

 

 

 

 


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