Das Herz (m)eines Gartens
von Gartenphilosophin
Das Herz eines Gartens - erreicht es seine Besucher?

Es schlagen viele Herzen im Garten, das Herz der Gärtner, das Herz der Besucher und, last but not least, das Herz des Gartens.
Jeder Garten hat ein Herz, seinen eigenen Puls, seinen unverwechselbaren Charakter. Ein Garten entsteht meiner Meinung aus sich heraus genauso, wie er auch aus den Gedanken seines Planers und Gestalters heraus entsteht.
Der Garten führt ein Eigenleben, das der Gärtner spüren kann oder auch nicht. Er kann sich nach dem Garten richten oder ihm seinen eigenen Stempel aufdrücken. Häufig entstehen dann Gartenprobleme, denn gegen die Energie eines Gartens anarbeiten, ermöglicht keine Harmonie, der Garten wird dies ausstrahlen.
Spürt der Gärtner das Herz seines Gartens und stellt sich darauf ein, dann kann aus dem Garten ein ganz einzigartiges Stück Erde werden, dess Energie laut pulsiert und wahrgenommen wird.
Der Gärtner, die Gärtnerin, alle haben ihre Philosophien, ihre Lebenseinstellungen, ihre Stärken und ihre Schwächen. Genau damit planen bearbeiten und erschaffen sie ihren Garten.

Es gibt das perfekte Gärtnerherz,
alles bestens aufgeräumt, perfekt angelegte und gepflegte Gärten, kein braunes Blatt, weder an der Pflanze noch am Boden. Schöne Wege, von Unkraut keine Spur. Chemie ist da nichts, worauf ein kritischer Gedanke verschwendet würde
Es gibt das uninspirierte Gärtnerherz,
Rasen rund ums Haus, Kirschlorbeer aussen rum, fertig. Terasse, Tisch, Ende. Mähroboter, Motorsense, Laubbläser
Für diese Beiden gilt: Naturschutz? Klar, das sollte dringend (irgendwo anders) geschehen...

Es gibt das Naturgärtnerherz,
er lässt 5e gerade sein und freut sich am Unkraut, weil er es als wertvoll und sinnreich ansieht. Er schert sich wenig um Perfektion sondern lässt dem Garten seinen Lauf und greift ein, wo er es für notwendig erachtet. Also wenig. Dafür viel Vogelgezwitscher, Insektenflug und durch den Garten wandernde Pflanzen, Ertrag und Natur passen zusammen.
Es gibt das schlampige Gärtnerherz,
völlig überfordert, ohne den kreativen Funken und Interesse lässt er alles, wie es will wachsen und schafft es gerade mal, den Weg zur Mülltonne frei zu halten. O.K. vielleicht etwas zu stark gezeichnet. In der Wildheit kann es zu einer Wüstenei oder zu einer Oase geworden sein, sein Garten. Es ist aber nicht von Interesse.
Es gibt das Ertragsgärtnerherz,
der seinen Gemüsegarten bestens in Schuss hat und auch seinen restlichen Garten voll auf Ertrag trimmt. Unkraut gibt es keines zu finden, alles in Reih und Glied und darum nackte Erde. Alles andere würde den Ertrag schmälern.
Es gibt das grüne Gärtnerherz,
dem einfach alles gelingt, was es anfasst und beginnt. Alles greift ineinander über und ist harmonisch miteinander verwoben. Aufgeräumt und nicht aufgeräumt, passt perfekt zusammen. Dieses Gärtnerherz habe ich leider nicht, schade!

Von den oben genannten Beispielen habe ich keine Bilder, sie sind mir so eingefallen bei der inneren Betrachtung von Gärten, die mir so begegnet sind im Laufe der Jahre. Aber ich habe genug Beispiele aus meinem Garten....

Wie auch immer wir gärtnern
und uns unseren Garten schaffen, er ist und bleibt Ausdruck unseres Seins. Kommen wir als Besucher in einen Garten, dann erkennen wir ihn sowohl in seinem Äusseren aber auch aus unserem Inneren heraus. Wir fühlen uns wohl oder nicht. Wir erkennen den Garten als Ort der Erholung oder wollen doch lieber rein ins Haus, weil er uns nicht anspricht, oder wir wollen gleich wieder weg.

Auch in meinem Garten haben uns Menschen besucht, die sich gleich seufzend nieder liessen und einige Kannen Kaffee weggetrunken haben und es gab Menschen, die sich verwundert bis befremdet umgesehen haben, weil in den Beeten auch Unkraut wachsen darf. Vom erfreuten Ausruf bis betretenem Schweigen war alles dabei, wobei die Freude und Lust an der Gartenbetrachtung meist überwog. Zum Glück.

Dann schlägt noch das Herz des Gartens selber.
Ob Ihr das kennt, weiss ich nicht, aber bei mir uns meinem Garten ist das so: es entstehen plötzlich Gartenideen und Gartenbilder aus dem Nichts heraus. Plötzlich zeigt sich eine Möglichkeit, etwas neu zu machen oder zu gestalten.
Zum Beispiel der Vorgarten vor dem Wagen. Er ist relativ langweilig, grün, Baum, Strauch, Beet, verkrauteter Weg. Ideen hatte ich, aber sie wollten sich nicht in den Bereich einfügen lassen. Mein Traum eines kleinen Gärtchens im Garten wollte sich dort einfach nicht integrieren lassen. Mir schwebt eine Themengarten vor, doch nö, der Garten wollte nicht, er sperrte sich. Auch Gartenplaner, mit denen ich gesprochen haben, hatten nur magere Ideen und haben keinen Plan abgegeben.
Plötzlich keimte in mir die Idee, einen Kräuter und Gemüsehochbeet-Gartenteil zu erstellen. Plötzlich macht der Garten mit und es kommen Ideen, wie es aussehen kann. Aus diesem Gedanken entstanden Bilder und weitere kreative Ideen, plötzlich stellte sich ein inneres Bild neben das andere. Im Grunde hatte ich vorher nur an die falschen Pflanzen gedacht. Mein Garten hat mir dann auf die gedanklichen Sprünge geholfen...
Das finde ich hochspannend.

Unser Garten ist ein Garten der großen Räume, sie sind durch Hecken und Durchgänge voneinander getrennt. Für seine Verhältnisse mit wenig Beeten ausgestattet. Verschlungene Pfade gibt es auch nicht, da will sich nicht so richtig der kreative Funke einstellen, obwohl ich das schön fände. Mir ist es allerdings nur möglich, zu planen und zu werkeln, wenn ich das Gefühl habe, das er es zulässt und mitmachen will. Dann habe und entwickele ich auch die innere Motivation, anzufangen und mich zu mühen. Gartenarbeit ist anstrengend, ohne Inspiration kann ich nicht die Kraft aufbringen, in echt im Garten zu Arbeiten.
Das mein Garten nun einen Kräuter- und Gemüsehochbeet-Garten „genehmigt“ hat, freut mich, denn nun kann ich mich da ans Werkeln machen. Ihr dürft gespannt sein, denn der Bericht wird folgen… Versprochen!
Ich kann meinen Garten nicht einordnen, er ist aus allen den oben genannten Gärtnerherzen eine Synthese, von allem etwas. Ausser… *Grübel* - von irgendeiner, wenn auch nur kleinen, perfekten Stelle im obigen Sinne, habe ich noch nichts mitbekommen… Das macht es vielleicht, das er das Herz vieler Besucher anspricht, die gerne kommen und wiederkommen. Irgendwo findet jedes besuchende Gärtnerherz einen Platz oder Blick, der ihm gefällt.