Der Rainfarn - gelbe Blütenknöpfe im Spätsommer
von Gartenphilosophin
Rainfarn - wilde gelbe Knöpfe für den Spätsommer
Nun beginnt wieder die Zeit, in der eine meiner Lieblings-Wildstauden den großen Auftritt hat, der Rainfarn, Tanacetum vulgare.
Er kündigt sich schon lange mit seinen blättrigen Horsten an, um dann ab Juli/August mit seinen eng beieinander stehenden gelben Knopfblüten zu punkten. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Dies tut er gerne auf Brachflächen aber auch in Wiesen und Weiden. Rainfarn ist nicht anspruchsvoll, er übersteht Trockenheit und große Nässe ganz lässig und blüht.
Diese vielen gelben Blüten sehen wie Knöpfe aus, jede für sich. Gemeinsam vermitteln sie aus der Ferne betrachtet eine dichte größere Blütenscheibe, aus der Nähe wird aber schnell deutlich, dass sie sich einen Stengel teilen, jedoch jede Knopf-Blüte für sich Insekten anlocken will. Das tut sie, indem sich viele kleine eng aneinander angeordnete Röhrenblüten einen Knopf teilen.
Spannend, oder? Wenn wir uns Details anschauen, wie unglaublich ideenreich die Natur ist!
Warum nur setzen wir das so unbeschwert aufs Spiel?
Mir bleibt das ein Rätsel.
Rainfarn - gefährliches Unkraut oder doch ein Wertkraut?
Rainfarn wird sehr unterschiedlich wahrgenommen; mal wird er geliebt, mal eher gehasst. Für die einen ein giftiges Unkraut, vor dem sie warnen. Er wurde früher als Wurmkraut bezeichnet, die Pflanze hatte in der Naturheilkunde einen festen Platz, ist aber heute kaum noch gebräuchlich. Heute wird die Pflanze als Mottenschutz für den Kleiderschrank empfohlen. Dort soll es sehr wirksam sein. Im Hühnerstall soll er Milben vertreiben.
Für mich ist es ein Wertkraut im Garten und auf weiter Flur, denn es ist faszinierend, was es an der Pflanze zu beobachten gibt.
Hier bei uns hat er keinen starken Ausbreitungsdrang, er wächst bis zu einer gewissen Horstgröße heran und dann ist auf den Wiesen noch irgendwo ein Horst. In unserem Sandboden stellt er kein Problem dar, obwohl er häufig als wucherndes Unkraut beschimpft wird. Seine Wurzeln lassen durch ihre Ausbreitung neue Horste entstehen, so kann er durchaus viel Fläche einnehmen. wie gesagt, hier stört er nicht und auch sonst habe ich noch keine überwucherten Rainfarnflächen gesehen.
So freue ich mich jedes Jahr auf ihn und warte gespannt auf neue Entdeckungen.
Dazu später mehr...
Rainfarn wird als Insektenvertreibungsmittel empfohlen. Es soll Schädlinge im Haus und Stall durch seinen Geruch vertreiben, Das habe ich nie ausprobiert, kann da also nichts weiter zu sagen.
Rainfarn gehört zu den wertvollen Pollen- und Nektarpflanzen des Spätsommers, einige Wildbienen, wie z.B. Seidenbienenarten, sind auf ihn angewiesen.
Die blühende Pflanze zieht eine Unmenge unterschiedlicher Insekten an, von denen Ihr einen kleinen Teil auf den Fotos sehen könnt.
Lustig, oder? Die einen fühlen sich abgestoßen, die anderen angezogen.
Fangfrage: Kann es sein, dass es bei den Insekten genauso zugeht wie bei uns?
Da die Kronröhren der Blütenköpfe sehr kurz sind, haben alle Insekten eine leichte Möglichkeit, diese aufzusuchen, um an seinen Nektar und Pollen zu kommen.
Deshalb wird er sehr gut von vielen unterschiedlichen Insekten besucht, die sich mit ihren unterschiedlichen Mundwerkzeugen sehr gut und leicht an ihm bedienen können.
Insekten besuchen den Rainfarn
Als ich den Rainfarn fotografiert habe, war das Wetter nach der langen sommerlichen Hitzeperiode eher unbeständig, kühl und regnerisch. Einige Wildbienen, hier wahrscheinlich eine nicht näher bestimmbare, hatten die Idee, unter seinen Blüten Schutz vor Regen zu suchen. Gefunden haben sie den Schutz nicht; die Blüten sind dafür nicht ausladend genug. Einzig, daß sie so eng zusammenstehen, KÖNNTE etwas Schutz gewähren. Dieses Bienchen hier war ziemlich durchnässt und ihm war wohl zu kalt, um wegzufliegen.
Ebenso liegen viele Spinnen auf der Lauer, um unvorsichtige Insekten zu fangen. Die bekommen ein Extrathema.
Wen ich auch häufig waagerechtauf den Blütenköpfen oder senkrecht am Stängel sitzend beobachten kann, sind Grashüpfer und Heuschrecken, wie oben das Heupferd, dessen Name nicht ganz klar ist. Sie nutzen den Farn als Aussichtsplattform oder als mögliches Versteck.
Käfer finden sich dort ebenso an, wie patroullierende Wespen und Hornissen, auf der Suche nach Beute.
Kleine Feuerfalter, Lycaena phlaeas, setzen sich gerne für eine Mahlzeit hin.
Die sind so klein, wie weiter oben auf einem Bild, daß sie viel Platz auf so einer Knopf-Blüte haben. Aber auch größere Schmetterlinge, wie diese Kleine Perlmutterfalter(-in) habe ich beobachten können, sie kann deutlich mehr Fläche abdecken. Sie sieht fast wie eine Glucke aus, wenn sie die Blüten abdeckt.
Rainfarn ist jedoch besonders für Wanzen und deren Nymphen eine beliebte Futterpflanze. Sie finden an den Samenständen Nahrung, die sie anstechen, um ihn mit ihrem Verdauungssaft zu verflüssigen und dann aufzusaugen.
Es sind sehr viele verschiedene Arten zu finden, wenn Ihr lange keine Wanzen gesehen habt, besucht einmal den Rainfarn in Eurer Nähe. Dort werdet Ihr sicher fündig werden.
Wanzen-Neulinge für mich
Dieses Jahr gab es sogar eine Neuentdeckung für mich. Diese Wanze hat keinen deutschen Namen, sie heisst nur auf Latein.
Zuerst dachte ich, da sitzt eine Fliege. Ach ja, Fliegen lieben ihn auch...
Auf dem Foto habe ich dann gesehen, dass die Fliege eine Wanze ist und habe mein Buch gewälzt. Dort habe ich sie dann als Pterotmetus staohyliformis kennengelernt.
Eine interessante kleine Erscheinung, zum Glück nicht gefährdet.
Da Wanzen Rainfarn sehr gerne aufsuchen, ist es mir möglich, sie in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien, den sogenannten Nymphenstadien, zu beobachten.
Wie schon in meinem Buch: Lassen Sie uns über Insekten plaudern, (Link zum Verlag) erklärt, wachsen Wanzen in ihre Haut hinein und werfen diese ab. Im Gegensatz zu den Insekten, die sich verpuppen, um als Imago zu schlüpfen, durchlaufen Wanzen und auch Heuschrecken ein kontinuierliches Wachstum. Da die Haut nicht elastisch ist, wird sie abgeworfen und das Tier durchlebt sein nächstes Nymphenstadium. Das geht bis zu sechs mal, dann ist das Tier ausgewachsen und verändert sich nicht mehr, es hat dann das Stadium der Imago erreicht.
Wenn der Rainfarn verblüht ist, ist er nun nicht so zierend, wie andere Blütenstände, aber gut, er dient dann immer noch als Sonnenfang, Aussichtsplattform oder Versteck. Über den winter bleiben die Pflanzenreste recht standfest und aufrecht erhalten. Wenn es schneit, sehen die Häubchen auf den Samenständen hübsch aus.
Wie Ihr sehen könnt, es lohnt, Rainfarn im Garten stehen zu lassen, wenn er dort wachsen möchte. Bei mir steht er in einige Gartenteilen, durchaus auch bei den Rosen.