Die Farbe Blau - Die Sehnsuchtsvolle

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Über die Sehnsucht nach Weite und die Strahlkraft des Details

Blauer Pilz
Blauer Pilz

Unsere Welt ist blau, ab und zu sind wir mal blau, wir ziehen gerne blaue Kleidung an, wir lieben das ganze Jahr über den wolkenlosen blauen Himmel. Die Dämmerung wird seit den Zeiten der Romantik auch als blaue Stunde bezeichnet. Blau ist für uns so allgegenwärtig, das es in der Selbstverständlichkeit seiner Anwesenheit fast schon eine gewisses Gefühl Abwesenheit erzeugt.

Kornblumen
Gelb und Grün verstärkt die Schönheit der Kornblumen

Blau ist im Farbkreis

dem Gelb gegenüber angesiedelt und regt uns nicht auf, sondern beruhigt. Das Gelb und somit die Hitze der Sonne wird durch Blau angenehm abgemildert und somit gekühlt.

Blaue Stunde
Die Weite der Blauen Stunde

Je weiter wir in die Ferne schauen, umso mehr wirkt die Fernsicht blau. Blau strahlt durch den Weltraum und lässt unseren Planeten, trotz seiner (noch) großen grünen Flächen eben nicht grün, sondern blau erscheinen. Blau reicht weiter als grün.
Diese Farbe schafft eine weite Räumlichkeit und kann somit in engen (Garten-)Räumen Weite suggerieren.
An heissen Tagen schafft Blau eine Kühle und entspannt somit den erhitzten Geist und Körper. Das erkennt jeder schnell, der sich mal mit griechischen Postkarten beschäftigt hat: blauer Stuhl vor weißem Haus...

Nur nähren wollen wir uns nicht mit blauen Lebensmitteln, das ist uns unangenehm, wir verknüpfen das mit verdorbenen Lebensmitteln. Sehen ja, Essen nein.

Die Weite des Himmels
Blauer Himmel gehört auch zu den Sehnsüchten

Der Himmel

und viel Wasser erscheint unserem Auge blau. Eben weil uns Blau so selbstverständlich umgibt, fällt es doch im Garten richtig auf. Mit Bedacht gepflanzt sind blaue Pflanzen oder gar ein Beet in blau ein starker Hingucker und die Farbe erregt unsere Aufmerksamkeit.
Was uns im Großen als so selbstverständlich erscheint, löst im Kleinen große Aufmerksamkeit aus.

Katzenminze, Nepeta
Katzenminze fällt immer auf

Die Romantiker suchten die blaue Blume als Sinnbild der Sehnsucht, der Liebe und Selbsterkenntnis. Diese blaue Blume stand auch für das metaphysische Streben nach dem Unendlichen. Der Unerreichbarkeit. Diese zentralen Themen der Romantik liegen bis heute in blauen Blumen geborgen.
Prosaischer kommt für die heutige Zeit anders als zu Zeiten der Romantik jedoch noch die schnöde Sehnsucht nach der (fernen) Sommerfrische am Meer hinzu. Fertig ist der kühle nördlich maritime Charakter dieser Farbe für den Garten.
Blau ist also die Farbe der Sommerfrische oder eben die romantische Farbe der Sehnsucht nach dem anderen Ort als dem, an dem ich gerade bin.
Scheinbar zu allen Zeiten mit Sehnsucht verbunden.

Storchschnabel 'Rozanne'
Der Storchschnabel 'Rozanne'

Blau ist auch in meinem Garten zu finden, im Frühjahr und im Herbst am Leuchtendsten. Blau schafft Kühle, Weite, Vergrößerung und Ruhe in Einem. Unendlichkeit und Ruhe, fast bis zu Schwermut, wenn diese Farbe zu dominant erscheint.
Einem kleinen Garten verschafft ein blaues Beet Weite und somit mehr Räumlichkeit.
Diese Sorge, das mein Garten zu klein ist, habe ich nicht, er ist mir manchmal zu groß , vielleicht ist das auch der Grund, das ich gerne auf Gelb setze, denn Gelb ist eben die Verkürzung des Raumes.

Gut, wir sind bei Blau.

Glockenblume
Eine von vielen Glockenblumen
* führen als Link zur Baumschule Horstmann

Ich weiss es nur aus Zeitungen,

aber immer wieder kann man von GärtnerInnen lesen, die sich blaue Beete in den Garten gelegt haben, um ihrer Sehnsucht nach Frische und Kühle und Ferne Ausdruck zu verleihen. Mir gefallen diese Beete auf den Bildern immer gut, ich bin aber kein Freund von Themenbeeten. Vielleicht wandelt sich da noch etwas in mir, mein Leben und der Garten sind noch jung und der Garten wandelt sich mit mir. Da er aber ja auch ein Mitspracherecht hat, bin ich gespannt, ob er Themenbeeten zustimmt, in punkto Farben. Ob er überhaupt Themen zustimmt…

Wagendrache
Der blaue Wagendrache hat Raureif abbekommen

Ein Zuviel an Blau

läuft Gefahr, aus der erfrischenden Kühle des Anblicks Kälte entstehen zu lassen. Auch hier muss mit Bedacht vorgegangen werden, das keine kalte Langeweile entsteht. Spannung entsteht auch hier in Verbindung mit Weiß oder anderen sehr hellen Farben.
In meinem Garten ist das Blau überall verteilt und findet sich mal hier mal da, immer anwesend, aber nie hervorgehoben oder betont. Es gleicht vieles aus, warum genau, kann ich gar nicht sagen, es ist mein Gefühl dazu. Vielleicht, weil es als Blickpunkt die Aufmerksamkeit auf sich zieht und das große Bild ein bisschen in den Hintergrund rückt.

Glockenblume
Blaue Akelei

Bei mir gehören zu den ersten Blüten im Beet die blauen Akeleien*. Ganz am Anfang habe ich meine blauen Akeleien in die Beete gesetzt und seitdem erhalten sie sich durch Selbstausssat von alleine. Die Akelei ist völlig unkompliziert und damit in meinem Garten eine willkommene Pflanze. Sie wird auch gerne angeflogen, was mir noch mehr gefällt. Ab und zu wächst mal eine Pflanze in einer anderen Farbe, die lasse ich blühen und behindere sie nur durch Abschneiden an der Samenreife. So habe ich ausschliesslich blaue Akelei im Garten. Seit zwei Jahren versuche ich auch, blaue Kugeldisteln*,  Echinops ritro, zu halten. Aber wie es so ist: was den Rosen zu mager, ist den Disteln zu fett, sie wollen nicht so recht. Recht will aber die Katzenminze*,  die sich auch schon jahrelang in meinem Garten aufhält, sehr zur Freude der Hummeln, und Bienen. Nicht zu vergessen, der unvergleichliche Lavendel 'Hidcote Blue* im Sommer. Dieser Lavendel ist ausgesprochen unkompliziert und lässt sich gut zurückschneiden. Das mache ich alle paar Jahre, in dem ich darauf achte, das sich ein paar Blattachsen erhalten. Aus diesen treibt er gut wieder aus und bleibt so relativ jung.

Lerchensporn*, Rittersporn* und Eisenhut* hatte ich, blaue Glockenblume* und den unermüdlichen Storchschnabel ‚Rozanne‘* habe ich noch im Garten.

Bleiwurz und Lavendel
Passen zusammen, Lavendel und Bleiwurz

Beim Schreiben dieses Artikels fällt mir auf, wieviele blaue Blumen meinen Garten wieder verlassen haben. Bei den Ritterspornen kann ich das verstehen, da ist mir die Pflege etwas aufwendig oder ich hatte den falschen Standort gewählt, und den Schnecken den Weg zu ihnen zu einfach gemacht. Der Eisenhut, ein Geschenk der SchwiMu, steht da noch. Vor Jahren hatte ich in mal geteilt, seitdem ist er am Kümmern, warum weiss ich nicht. Dafür sind aber die nesselblättrigen Glockenblumen durch Selbstaussaat immer dabei. Glockenblumen habe ich in vielen Varianten, muss da aber ab und zu nachpflanzen, da ich scheinbar auch für sie nicht die richtigen Standorte habe. Dafür steht der Storchschnabel ‚Rozanne‘ scheinbar richtig, denn der blüht jedenfalls unermüdlich blau vor sich hin. Leider sind diese Stauden so groß geworden, das sie meine Rosen ganz schön bedrängt haben. Da muss ich im Frühjahr ran und Abstand schaffen. Hoffen wir auf ein schöneres Frühjahr als es das im letzten Jahr war.

Chinesische Bleiwurz Cerastostigma plumbaginoides
Bleiwurz gehört zu meinen Lieblingspflanzen

Ich bin ein Fan der Bleiwurz

Im Herbst hat die Bleiwurz*, der Ceratostigma plumbaginoides ihren echten blauen Auftritt. Mit irgendeinem Blumentopf habe ich sie mir als unbekannten Passagier vor Jahren in den Garten geholt. Zuerst war ich ganz erstaunt und habe überlegt, das Unkraut raus zu zupfen. Da kannte ich die Pflanze noch nicht. Als sie aber begann, blau zu blühen, habe ich mich spontan verliebt. Seitdem freue ich mich jedes Jahr auf den Austrieb und die Blüte im Herbst, denn sie ist die Blume, die am Stärksten blau blüht. Gegenüber des Hauseingangs steht und grüßt und verabschiedet mich, wann immer ich mich an der Haustür aufhalte.

Warum ich wenige Photos meiner blauen Blüten gemacht habe, weiss ich gar nicht, ich gelobe Besserung und eine erhöhte erhöhte Aktivität als Spontanphotographin. Meine Karriere als solche hat ja erst begonnen, auch ich muss noch die Erfahrung machen, NIE mehr ohne Handy in den Garten zu gehen.

Blau gehört im Garten zu meinen Lieblingspflanzen, weil es so ein so wunderbar ausgleichendes Temperament besitzt.


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