Ein Hortus-Netzwerktreffen auf Burg Lenzen
von Gartenphilosophin (Kommentare: 0)
Wenn Natur, Genuss und nette Menschen aufeinander treffen...

... dann ist auf der Burg Lenzen in der sommerlichen Elbtalaue ein Netzwerktreffen von hortusbegeisterten GärtnerInnen wahrscheinlich.
Annika vom Hortus Grüner Himmel hat mit viel Engagement ein tolles Treffen organisiert.
Während ich Euch von diesem Treffen berichte, werde ich Bilder von diesem wunderbaren Burgpark zeigen, der mit viel Engagement und Hingabe an die Natur entwickelt wird.
Viele besondere Ecken und Aussichten bieten auch dem eher an Naturkunst interessierten Besucher viele Entdeckungsmöglichkeiten.
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Wir trafen uns am Freitag auf der Burg Lenzen, um das Wochenende mit einem Willkommensspaziergang einzuleiten, im feinstem Sonnenschein an die Elbdeichvorverlegung und wieder zurück. Unter Einhaltung der Abstandsregeln war es ein lang gezogener Zug, der plaudernd und mit viel „AH“! Und „OH“! diesen Weg bis zum dortigen Sportboothafen und wieder zurück ging. Wieder einmal fiel mir auf, wie schön wir hier an der Elbe leben, mit welch weiter offener Landschaft sie uns beglückt. Himmel, Weite, die Elbe und ihre Zuflüsse, eine gewisse erhaltene Natürlichkeit der Landschaft, alles das macht hier die Gegend schön.

Naturerlebenis Elbtalaue
Hier ist es durch die Löcknitz und die Elbtalaue nicht ganz so trocken wie in meinem Garten, genau so heiss ist es hier aber auch. Nur die Feuchtigkeit von unten hilft Bäumen, Gräser, Wildstauden und Büschen. Für Sonnenanbeter passt es, für mich, die ich eher Schattensucher bin, passt es aber auch, denn viele große alte Bäume bieten Schutz und Schatten.

Der Abend wurde mit einem sehr interessanten Igelvortrag von Ninja Marie Winter von Pro Igel e.V. eingeleitet, die viel Wissenswertes rund um den Igel erklärte und erzählte. Igelhilfe ist wichtig, es müssen viele Besonderheiten Beachtung finden, um ihnen wirklich helfen zu können und nicht versehentlich zu schaden. Es ist es wert, sich mit den Igeln einmal näher zu beschäftigen. Sie gehören zu den ältesten Säugetieren dieser Erde und haben also vieles richtig gemacht. Trotzdem stehen sie mittlerweile auf der Liste der bedrohten Tierarten in der Vorwarnstufe, sie gelten also schon fast als bedroht. Dasist unser menschliches Zutun, nichts sonst.
Im Park der Burg Lenzen ist eine Ausstellung mit allem Wissenwerten rund um den Igel aufgebaut worden.

Schönheit, die auch schmeckt
Das Abendessen nahmen wir im schönen Burghof ein, der mit seiner Großzügigkeit viel Platz bot, um sich im notwendigen Abstand um die Tische zu versammeln und gemeinsam einen schönen Abend zu verbringen. Das Restaurant des Bio-Hotels hat uns mit ihrer sehr kreativen schmackhaften Küche verwöhnt, freundliches Personal, trotz Rennerei, inclusive. Das Schöne ist, dass mit vielen Zutaten aus dem Burgpark gekocht wird. Kräuter werden benutzt, die Früchte des Parks ebenfalls verwertet.

Morgens im Burgpark
Eigentlich wollte ich früh am nächsten Morgen einmal schauen, welche Insekten da im Burgpark so schlafen.
Heraus kam eine Begegnung mit Schnecken, die dort überall an Stengeln und unter Blättern die Nacht verbracht hatten und gegen sieben das Haus verliessen, umsich zum Morgenyoga zu begeben.
In der Morgensonne war das ein Fest für mich, das ich sehr genossen habe. Schnecken haben schon eine faszinierende Schönheit.

Nach dem Frühstück stiess dann Markus Gastl, der Initiator des Hortus-Netzwerkes und Begründer des Hortus insectorums zu uns und hielt seinen Vortrag rund um das Drei-Zonen-Modells eines Hortus’. Spannend, inspirierend und unterhaltsam zugleich. Einen Garten so zu führen lockt wirklich eine Unzahl an Lebewesen in den Garten und bereichert ihn mit einer sich mehrenden Lebendigkeit.
Da geht es nicht nur um Insekten, nein, die ziehen eben deren Nutzniesser Vögel, Amphibien und kleine Säugetiere in den Garten.
Insekten sind die Grundlage von Naturschutz für lebendige Vielfalt. Diese brauchen die passenden Pflanzen. Uns bleibt neben der Arbeit dann der Genuss, die sich entwickelnde Vielfalt mit zu erleben.

Gärten als Trittsteine für das Leben
Das ist ja auch mein Credo: Ob GärtnerIn oder HortusianerIn; wir alle können Trittsteine schaffen, indem wir Insekten auf unseren Flächen fördern und ihnen einen Hort der Rast und des Lebens bieten. Das zieht weitere Tiere in unseren Garten, die dort ebenfalls ihr Auskommen und ihren Platz zum Leben finden.
Es hört sich pathetisch an (ist es auch ein bisschen…), hat aber doch die Wahrheit inne, dass wir ihnen einen Ort der Ruhe und dann auch der Fortpflanzung bieten, aus dem heraus sie vielleicht im nächsten Garten einen neuen Platz finden.
Unsere Gärten/Horti als Trittsteine verfügen flächenmässig deutschlandweit über eine beträchtliche Größe!
Die können wir gemeinsam nutzen und haben so einen guten Beitrag zum Insekten- und somit Naturschutz geleistet!

Nach einen leichten Mittagessen bei der Hitze, gab es am Nachmittag von Annika eine kleine Führung durch den Burgpark (Hortus Lunkini) und mit mir einen kleinen Fotowalk im Park. Wie kann mit Licht und Schatten gearbeitet werden, wie kann ich mich mit kleinen Details auseinandersetzen. Es war ein sehr schöner lehrreicher Walk für alle MitgeherInnen. Natürlich verloren wir über das Fotografieren und Lernen jegliches Gefühl für Raum und Zeit, ein Zustand, den ich immer geniesse.

Am frühen Abend hielt Daniel Jakumeit vom Hortus Vivus und Bau Dir Natur seinen Vortrag über die Möglichkeiten, Insekten durch Pflanzen und Naturmodule wie Teiche, Pyramiden, Magerbeete, etc. zu fördern.
Seine Minitipps sind da eine ganz wunderbare Hilfe für Interessierte!

Der Abend klang wieder mit sehr gutem Essen und Gesprächen im Burghof aus.
Mich hat sehr gefreut, wie Menschen, wenn sie etwas Verbindendes haben, sich entspannt und frei unterhalten können und eine gemeinsame Ebene des Miteinanders finden können. Auch schon deshalb war dieses Wochenende eine Oase der Freundlichkeit und des gegenseitigen Respekts. Eine echte Labsal.
Frau Bienenwolf und ihre Freundinnen liessen sich von unserem Treiben nicht abschrecken, sie gruben an den Tischen ihre Nistgelegenheiten unter das Kopfsteinpflaster. Faszinierend, wie schnell sie graben und wie schnell der Gang einmal verschlossen, nicht mehr erkennbar ist.

Am Sonntag fand dann nach dem Frühstück mein Vortrag über den Bau meiner Besetzbaren Kräuterspirale als echter Magerstandort statt. Eine HotSpot-Zone, die trotz der Hitze immer noch tapfer blüht und Insekten versorgt, obwohl vieles hier schon am Vertrocknen ist.
Magerbeete sind eine bereichernde Struktur im Garten, die schön anzusehen sind und durch ihre Anlage auch für viele erdnistende Insekten ein guter Ort für ihre Nestanlagen sind!
Ihr Bau war sehr spannend und auch nervenaufreibend, denn Schotter im Garten istschnell eingebracht aber schwer wieder hinaus zu bekommen, wenn es nicht funktionieren sollte.
Zum Glück hat sich die Besetzbare Kräuterspirale zu einer echten Blühfläche entwickelt.

Nach dem Vortrag kamen wir dann langsam in den Abschiedsmodus und die Ersten traten ihren langen Weg nach Hause an. Einige blieben noch über Mittag und wurden am frühen Nachmittag zu einer Führung in die Deichrückverlegung oder durch die Burg mitgenommen. Die Führung zur Elbdeichrückverlegung habe ich für mich in den Frühherbst gelegt, wenn es etwas kühler wird, denn an Sonne hat es mir gereicht.

Ausstellung: Lebendige Insektenvielfalt
Ganz beseelt und in entspannter Ruhe fuhr ich zurück nach Hause und habe viele schöne Inspiration, Freude, Entspannung und neue Freunde mitgenommen!
Während der ganzen Zeit lief im Turm der Burg eine von mir bestückte Ausstellung zum Thema:
Lebendige Insektenvielfalt,
die regen Zuspruch fand und noch eine Weile über das Treffen hinaus im Burgturm zu sehen sein wird.
Mir ist es wichtig, möglichst viele Besucher zu ermuntern, sich näher mit der faszinierenden Vielfalt um sie herum auseinanderzusetzen.
Unser Leben ist von Insekten stark abhängig, denn sie "räumen Material auf", bestäuben viele unserer Pflanzen, deren Ertrag wir essen und erhalten unsere lebendige Natur am Leben. Wir haben ihnen viel zu verdanken.

Die Burg Lenzen
Als Besucherzentrum und durch diese wunderbare Natur und die Naturschutzbemühungen ist ein Besuch der Burg Lenzen wirklich empfehlenswert, auch als (Kurz-)Urlaub. An einem Tag ist das alles kaum zu entdecken, was sich dort finden und geniessen lässt.
Für mich war es sehr bereichernd und schön, dass sich Gleichgesinnte an einem schönen Ort trafen und eine gute Zeit miteinander verbrachten. Das hat das Wochenende zu einem Urlaub werden lassen.
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