Hornissen im Garten
von Gartenphilosophin
Hornissen im Garten
Was macht die Hornisse im Flieder?

Neulich hörte ich im Garten ein großes Gebrumm
und entdeckte unten am Fliederbusch eine Menge an Hornissen ( lat.: Vespa crabro), die sich am Stamm des Flieders gütlich taten. Über die Tage wurden es immer mehr und ich begann, mich mehr mit dem Leben der Hornissen zu beschäftigen. Sie sind so unnahbar und doch so interessant, das ich Euch von ihnen erzählen möchte:
Hornissen nagen an Zweigen oder Rinde. Sie lecken den austretenden Saft auf. Dieser enthält viele Kohlehydrate, also Zucker und somit Energie und kräftigt die Hornissenkönigin für den Winter. Schon im Frühjahr konnte ich das gleiche Phänomen an der Eiche an der Strasse beobachten. Rinde abknabbern nennt sich bei Hornissen „Ringeln“ . Kann man sich vorstellen, wie sie da im Ring um das Leck sitzen und schlecken…
Aber- lest selbst!
Das Hornissenjahr
beginnt im April, wenn die Jungkönigin, aus ihrem Winterschlaf erwacht, ausschwärmt und sich einen geeigneten Ort für das neue Nest sucht. In der Zeit kann man sie an blutenden Wunden von Bäumen entdecken, wenn sie mit hubschrauberartigem Gebrumm die Stellen anfliegt oder wieder verlässt.
Für ihre Kolonie, oder auch Staat, den sie gründen will, sucht sie sich alte Schuppen, Brutkästen oder auch in menschlichen Behausungen Hohlräume aus, wie z.B. Jalousienkästen. Die Jungkönigin beginnt sofort mit dem Nestbau, indem sie Waben anlegt. In jede einzelne Wabe legt sie ein Ei. Nach gut einer Woche schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Nun ist es Anfang Juli. Die ersten Arbeiterinnen werden noch von der Königin versorgt. Mehr und mehr übernehmen die Arbeiterinnen diese Aufgaben der Königin. Diese kann sich zunehmend auf die Eiablage konzentrieren und verlässt das Nest erst immer weniger und dann gar nicht mehr. Im Nest ist sie bestens geschützt, während die Arbeiterinnen arbeiten und die Brut versorgen.
So schnell, wie sich eine Hornisse entwickelt und schlüpft, so kurz lebt sie auch, nämlich nur ca 3-4 Wochen. Dafür schlüpfen aber sehr viele Arbeiterinnen, so das das Hornissenvolk im August September bis eine Größe von 400- 700 Tieren erreicht. Das ist schon eine gewaltig Zahl.

Hornissen sind für den Menschen ungefährliche Tiere.
Im Gegenteil sind sie gute Helfer, wenn es gilt, im September den Pflaumenkuchen zu verteidigen. Ein Volk von Hornissen ist in der Lage, am Tag ein halbes Kilo an Wespen, Mücken, Raupen, etc. zu erlegen und an die Jungtiere zu verfüttern. Man überlege: Ein halbes Kilo lästige Wespen weniger am Tag, das macht schon eine Summe aus. Deshalb gilt für uns Gärtner der einfache Satz: Wo die Hornisse siedelt, haben Wespen keine Chance, dafür kann der Pflaumenkuchen genossen werden. Mir persönlich gefällt der Gedanke sehr gut, denn ich liebe Pflaumenkuchen, habe große Sympathie für die Hubschrauber in meinem Garten und weniger für die Plagegeister Wespen. Keine Frage, auch Wespen erfüllen ihre Dienste in einem gesunden Garten, aber sie holen sich ihren Lohn am Tisch. Das tut die Hornisse nicht, sie interessiert sich für die süßen Säfte der Bäume aber nicht für die süßen Säfte der Kinder. Wer schon einmal gesehen hat, wie eine Hornisse eine Wespe in der Luft fängt, der kann meine Faszination für Hornissen vielleicht nachvollziehen...
Die Arbeiterinnen sind nicht fruchtbar, deshalb brauchen sie sich nicht um die Fortpflanzung zu sorgen. Die Königin jedoch sorgt sich um den Bestand des Volkes und seine Zusammensetzung. Im Laufe des Sommers beginnt sie mit der kontrollieren Abgabe von Spermien, die sie im letzten Jahr bei den Begattungen erhalten und bis jetzt gespeichert hat. Nun schlüpfen Jungköniginnen und Drohnen, später begattungsfähige Männchen. Der Hornissenstaat wird immer größer. Da die Arbeiterinnen sich mehr und mehr der Versorgung der Brut und Aufzucht annehmen, wird die Königin vernachlässigt und stirbt mit einem Jahr. Die Neuen Jungköniginnen müssen sich auf das nächste Jahr vorbereiten.

Drohnen und Jungköniginnen sammeln sich
in der Nähe des Nestes an Bäumen und die Drohnen begatten die Jungköniginnen. Diese können von mehreren Drohnen das Sperma aufnehmen und über den Winter für das nächste Jahr speichern. Die Drohnen, ebenso kurzlebig wie die Arbeiterinnen sterben nach wenigen Wochen, während die neuen Jungköniginnen durch die gute Ernährung durch Kohlenhydrate und reichlich Eiweissen, eine gute Grundlage gebildet haben, um zu Überwintern. Werden sie in der Zeit der Überwinterung nicht gefressen, haben sie gute Chancen, im nächsten Frühjahr zu neuem Leben zu erwachen und das neue Jahr der Hornissen einzuleiten.
Die Drohnen und Arbeiterinnen überleben den Winter nicht, das alte Nest wird auch nicht wieder neu besiedelt.

Für meine Begriffe
können wir uns über Hornissen im Garten freuen, sie kündigen sich lautstark an, interessieren sich nicht für uns und stören nur, wenn sie nun den Schuppen auserkoren haben.
Hornissen stehen unter Naturschutz, bauen sie ein Nest an einem ungünstigen Ort, dann kann ein Fachmann das Nest umsiedeln. Hornissen dürfen NICHT getötet werden, warum auch?
Es ist sehr spannend, sich mit diesen sozialen Tieren auseinanderzusetzen und über sie zu lernen!
Das einzige Problem, das wir mit Hornissen haben können ist, wenn wir an einem lauen Sommerabend bei Kerzenschein im Garten sitzen wollen. Licht zieht Hornissen an und sie umschwirren recht orientierungslos die Lichtquelle. Löschen wir das Licht, sind aus áuch schon wieder weg. Immer auf der Jagd nach Mücken, die uns auch den Gartenabend verleiden können. Allein die Vortsellung, jeden Tag ein halbes Kilo. Weniger Mücken im Garten zu haben…