Pflanzenportrait: Die Linde - Duft und Schönheit zugleich

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Leben am Limit…. nee, an der Linde

Großes Ochsenauge, Maniola jurtina in Tillia cordata
Das Große Ochsenauge

Eigentlich wollte ich einen Bericht über den Duft in meinem Garten schreiben. Es duftet so wunderbar süß, es löst jedesmal echte Begeisterung aus, in den Garten zu gehen.
Da sind drei Pflanzen an diesem süßen Duft beteiligt:

Hummel in der Lindenblüte
Die Hummel in der Linde

Der Liguster. In diesem Jahr steht er nicht so recht in der Blüte. Im letzten Jahr habe ich ihn sehr stark eingekürzt, da er als formale Abgrenzung zum Steinsessel wirklich zu dick wurde und die Bergenien zu sehr bedrängte. Den Steinsessel in seiner Optik auch. Also war ich etwas radikaler im Rückschnitt, was er mit einer knappen Blüte quittiert. Dennoch sind auch an den wenigen Blüten z.B. Schmetterlinge.

Marienkäfer in der Linde
Die Marinis lassen es sich auch gut gehen

In der Grenzhecke der Nachbarn stehen Hartriegel, Cornus mas. Die blühen im Moment ebenfalls und duften, sobald ich das Haus verlasse verlockend.

Winterlinde Tillia cordata
Die Winterlinde in ihrer derzeitigen Pracht

Über allem steht aber meine Winterlinde, die Tillia cordata.

Auch sie gehört zu den ersten Bäumen, die wir zum Einzug gepflanzt hatten und hat sich zu einem wahrhaft schönen Baum entwickelt.
Familie Linde ist es wert, das man sie viel mehr im Garten beachtet. Gut, in einem 200qm großen Garten ist sie wirklich fehl am Platz, weil sie einfach zu groß und dann in vielen Jahren später auch zu dick im Stamm wird. Dennoch ist die Linde eine der wichtigsten Bäume in Europa.
 Sie ist eine der wertvollsten Trachtbäume und das seit altersher.
Wer kennt nicht die Linden aus den Märchen, Sagen und Legenden?
Siegfried, der älteste uns bekannte germanische Held aus der Nibelungen Sage, badete im Blut des von ihm getöteten Drachen. Doch ein Lindenblatt lag an seiner Ferse, dort kam kein Blut hin. Dies war die einzige Stelle, an der er verletzbar war. Hagen von Tronje wusste das und hat dies dann genutzt, um Siegfried zu ermorden.

Admiral Vanessa atalanta in Lindenblüte
Der Admiral ehrt uns mit seinem Besuch

Alte Linden

Unter Linden wurden Treffen abgehalten und im Mittelalter Gerichte gehalten und Feste gefeiert.
Sie stand schon in diesen Zeiten unter Schutz, da ihr hoher Trachtwert für die Honiggewinnung so groß war, das sie keiner schlagen und anrühren durfte.

Linden werden bis zu 1000 Jahre alt; eine Erfolgsgeschichte, die sich auch mit "Vogelschissen" auskennt...
Linden haben, um genau so erfolgreich sein zu können, ein hohes Potential, immer wieder auszuschlagen. Sie können daher gut geschnitten werden, treiben immer wieder gut durch. Unsere Linde ist derzeit mit den Schäden durch die Miniermotte beschäftigt. Sie lässt sich das kaum anmerken, wir müssen zusehen, wie wir ihr dennoch helfen können, das sich das nicht zu einem Problem ausweitet. Sie wird es aber aufgrund ihrer Jugend (bei 1000 Jahren) aushalten und verkraften.

Honigbiene in der Linde
Klar, Honigbienen sind ebenfalls interessiert

Sommerlinde?

Das war auch gut, denn die Linden ernähren unzählige Insekten.
Als ich vor 13 Jahren zu meinem Lieblingsgärtner ging, um mir einen Hausbaum auszusuchen, kamen wir recht schnell auf die Linde. Aus meiner Zeit in Berlin wusste ich aber, das Linden erheblich Dreck machen, sie verkleben ständig alles. Das war jetzt nicht so das, was ich wollte.
Die Linden mit diesem Phänomen sind die Sommerlinden, die Tillia platyphyllos. Diese wird gerne von Blattläusen befallen, die dann den Honigtau absondern, der klebrig auf alles heruntertröpfelt, was sich unter ihr aufhält.

Schwebfliegen in Lindenblüte
Schwebfliegen sind ebenfalls zu Gast

Winterlinde?

Er schlug mir dann die Winterlinde vor. Die Winterlinde hat dieses Problem nicht.
 Also, die Winterlinde wurde es. Wie alle Pflanzen hat auch sie Jahre benötigt, um hier anzuwachsen und überhaupt Zuwachs zu entwickeln. Nun hat sie sich aber etabliert und betört uns mit ihrem Duft, mit dem Leben in der Bude und ihrer großen Schönheit.
Da die Äste noch in einer guten Höhe sind, habe ich Chancen, die Insekten, die ich in Massen höre, auch zu beobachten. Ein großer Baum für mich kleinen Menschen.

Käfer in Lindenblüte
Die "Kleinchen" teilen sich käferlich die Blüte

Was ist da nicht alles unterwegs.
Bienen, Hummeln, Wespen, Kleinchen in vielen Ausprägungen, Hornissen, Schmetterlinge und Vögel.
Mein eigenes Problem mit dem Photographieren ist auch:
Ich stehe unter dem Baum, die schönsten Bilder sind über Kopfhöhe: Also heisst es, die Arme hochzustrecken. Mein inneres Bild ist ein sich verfliegendes Insekt, das sich in meinen T-Shirt Ärmel verfliegt…
Bisher ist das nicht passiert, sie sind einfach mit dem Blütenbesuchen vollauf beschäftigt. Die riechen bestimmt auch besser…

 

Hornisse in Lindenbaum am Jagen
Die Hornisse war erfolgreich auf Jagd

Jagd in der Linde

In diesem Baum wird nicht nur gelebt, es wird auch gestorben. Hornissen holen sich Insekten, Spatzen marodieren dort und gestern habe ich sogar Schwanzmeisen in der Nähe beobachten können; seltene Gäste.
Da alle Gäste meines Lindenbaumes wie besessen von Blüte zu Blüte fliegen, ist es unglaublich schwer, sie abzulichten, Viele Bilder zeigen Blüten ohne Biene, sie sind schon weg. Deshalb ist es schwer, sie auf das Bild zu bannen; das erklärt einige unscharfe Bilder, für die ich mich entschuldige, Euch aber dennoch zeigen möchte, allein um der Vielfalt willen, die in solch einem Baum unterwegs ist.

Wildbiene in Linde
Wildbienen sind ebenfalls ganz wild aufden Nektar

Hummelsterben

Einige von Euch, die Linden beobachten können, haben vielleicht auch das mysteriöse Hummelsterben unter blühenden Linden beobachten können. Dazu gibt es viele Theorien, die alle nicht bewiesen sind.
Die einen sagen, Hummeln verhungern an den Bäumen, weil sie sich verausgaben und dann keine Kraft für den Rückflug haben.
Andere sagen, das liegt daran, das es nicht genug Beipflanzen gibt, das heisst, es sind zu viele Konkurrenten am Baum. Dadurch kann er nicht alle gleich gut versorgen.
Wieder andere sprechen davon, das Hummeln unter Linden verdursten, weil ihnen Wasser fehlt.
Nichts genaues weiss man nicht. Mein Versuch, mit dem ich bisher ganz gut gefahren bin, ist, allen Insekten genug Wasser zur Verfügung zu stellen. Sie können sich an der Regentonne bedienen, an einer kleinen Wasserstelle am Baum oder am Quellstein auf der Terrasse.

C-Falter Polygonia C-album
Ein beeindruckender Gast in der Linde - der C-Falter

Meine Theorie - beim Wässern entwickelt

Gestern habe ich noch meine eigene Hitzetheorie aufgestellt:

Nämlich, die, das Hummeln zumindest unter Stadtbäumen einfach zu viel Hitze ausgesetzt sind und deshalb an einer Art Hitzschlag sterben. Meine Theorie geht dahin, das die Wärme in einer Stadt, wie z.B. Berlin, durch die Bürgersteige einfach noch verstärkt wird, dazu kommt kein Windhauch und nur Strahlungswärme. Der Baum, in dessen Schatten eigentlich Kühle herrscht, weil er Sauerstoff „ausatmet“ kann Insekten keine Kühle spenden, eben weil die Steine Wärme zurückstrahlen.
Bei der Linde in meinem Garten besteht das Problem der Steine nicht, dennoch war es jetzt so lange trocken und heiss, das dieser Effekt vielleicht auch im Garten auftreten kann. Hummeln sind da vielleicht empfindlicher als z.B. Bienen, die einen anderen Wärmehaushalt haben.
 Also habe ich gestern begonnen und den Raum unter der Linde gewässert. Bei der derzeit hier herrschenden Trockenheit ist das sowieso mal vonnöten, denn auch rein praktisch kann jede Pflanze im Moment Wasser gebrauchen.

Um ein Verhungern zu verhindern, achte ich in meinem Garten auf Beipflanzen, die eben auch besucht und angeflogen werden können. Im Moment sind das Glockenblumen*, Digitalis*, der Fingerhut und Trifolium rubens*, der rote Purpur-Klee und der Holodiscus, die Schaumspiere; ein Strauch, der in diesem Jahr das erste mal seine Insektenfreundlichkeit unter Beweis stellt. Die Tomaten werden etwas vernachlässigt, die ein oder andere Hummel kommt aber freundlicherweise mal vorbei, um bei der Befruchtung zu helfen.
Freundlichkeit geht eben auch in zwei Richtungen, sage ich mir dann und bedanke mich bei ihnen.

Ihnen die Linde, mir die Tomaten

 

 

 

 

 

 


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