Totholz und gartenphilosophische Ansichten
von Gartenphilosophin
Totholz im Garten
Es stürmt, ich wehe irgendwie mit durch den Garten und bleibe an einem alten Pappelstumpf hängen.
Mit den Augen.
Der Stumpf winkt mich förmlich heran und beginnt mir Geschichten zu erzählen. Die Geschichte vom Leben und Sterben. Hintereinander und zugleich.
Wie das geht?
Der Pappelstumpf war einmal Teil eines schönen Baumes vor unserem Grundstück, bis er einem "öffentlichen Holzhunger" weichen musste. Wir konnten wenig tun, denn die Pappel stand auf öffentlichem Grund, wir haben erst von ihrem Schicksal erfahren, als sie schon lag.
Irgendwie blieb dieser Stumpen zurück und wir legten ihn an die Hauswand. Dort liegt er nun, seit fast 10 Jahren dem Klima ausgesetzt…
Er hat sich in der Zeit verändert, seine Rinde ist abgeplatzt, Sonne, Wind, Regen und Schnee haben an seinen Teilen geschliffen, haben seine Rinde ausgefranst, haben Astlöcher vertieft oder mit Mulm gefüllt. Mich erinnern bestimmte Anblicke an etwas, er regt die Phantasie an.
Totholz regt die Phantasie an
Könnt Ihr das Maul des Krokodils erkennen?
Mir fällt das immer wieder auf, das da ein Krokodil auf Beute wartet. Nur der Marienkäfer, der bei diesem warmen Wetter aus seiner Winterruhe erwachte, bemerkte das nicht. Oder wenn doch, ist er ein mutiges Kerlchen...
Die Rinde des Pappelstumpens erinnert an eine runzelige Elephantenhaut. In meiner Phantasie; "in echt" ist die Haut eines Elephanten ja nicht nicht so aufgeworfen.
Unter der Rinde haben einige Insekten einen Platz zum Überwintern gefunden, ich will sie nicht stören, der Anblick dieser Rinde ist schon anregend genug.
Totholz ist ein wichtiges Element im Garten
Totholz ist ein wichtiges Element in meinem Garten, es bietet viele Möglichkeiten:
Zum Ersten ist es ein sehr dekoratives Element. Gestapelt, gestellt oder schön hingelegt wertet es alle Gartenbereiche auf. Durch Wind und Wetter wird es sehr lebendig in seiner Ansicht, da es nie eine große glatte Fläche gibt, sondern viele verschieden Bereiche sich zeigen.
Da ich nicht so richtig zum Dekorieren und Drapieren neige, hat der Pappelstumpf seinen festen Platz an der Hauswand erhalten. Dort kann ich ihn immer mal wieder von allen Seiten betrachten, denn sein Anblick kann, wie schon oben erwähnt, die Phantasie anregen und den Geist auf die Reise schicken.
Totholz ist ein Lebensraum für Insekten!
Der viel wichtigere Aspekt ist aber auch die Möglichkeit, mit Totholz einen Lebensraumfür viele Tiere zu schaffen. Es ist ein Refugium für viele Insekten, die in, an, unter und dazwischen leben.
Wenn Ihr einen Stapel altes Holz im Garten habt, geht im Frühling einmal näher heran und betrachtet sowohl das Holz als auch das Leben drum herum:
Es krabbelt, es fliegt, es huscht und einige Tiere habt Ihr nicht gesehen, weil sie schon weggeflogen, weggehuscht oder in Sicherheit gekrabbelt sind.
In Totholz finden sich viele mehr oder weniger große Löcher. Sie alle geben den Hinweis, das Insekten Nistplätze hineingebohrt haben, um ihre Brut dort unterzubringen. Einige Insekten schaben am Holz, um Nistmaterial zu beschaffen, oder um sich selber zu verpuppen, wie z.B. die Larven des Goldglänzenden Rosenkäfers (s. Blogbeitrag) der im Frühjahr meinen Garten so sehr bereichert hat. In bestehenden Löchern können sich nun Insekten zur Winterruhe zurück ziehen.
Schleimpilze als neue Bekanntschaft...
Schleimpilze sind ja nun meine besondere Entdeckung, die ich bei der Betrachtung von Totholz entdeckt habe. Darüber gleich mehr. Pilze nutzen das vermodernde Material, um sich selber fortpflanzen zu können, sie sind sehr wichtig für die Zersetzung organischen Materials. Moose und Flechten besiedeln ebenfalls gerne Totholz, um sich zu versorgen. Gleichzeitig wird das Holz darunter leicht feucht gehalten, was seiner Verrottung hilft. Verrottetes Holz wiederum zerfällt und versorgt den Boden mit Nährstoffen.
So schliesst sich der Kreis des Lebens:
Ihr könnt ermessen, wie wichtig Holz ist?
So viel verschiedenes Leben ist von Holz abhängig, auch wir Menschen können uns da nicht von ausnehmen.
Lebendiges Holz ist belaubt, bindet CO2 und produziert Sauerstoff, befestigt Böden und ist ein unendlich wichtiger Lebensraum für Vögel, Insekten und Säugetiere.
Auch Totholz dient noch immer dem Leben. Uns Menschen bringt es im Verbrennen Wärme, Insekten, einen Rückzugsort zum Leben und überwintern. In Reisighaufen aufgestapelt finden Vögel Schutz und Nistmöglichkeiten. Kleinsäuger finden ebenfalls einen Lebensort.
Deshalb mein Tipp:
Lasst Totholz im Garten liegen!
Stapelt es, legt es! Schafft Orte, an denen es vor sich hin gammeln kann.
Das Schöne ist, Ihr schafft Lebensorte, aber es finden sich immer Überraschungen, die das Nicht-Erwartete bringen. Z. B diese kleine trockenen Hortensienblüte, die sich auch zum Überwintern zurückgezogen zu haben scheint! Sie hat mich besonders berührt in ihrer fragilen Weise.
Nun zurück zu den Schleimpilzen
die ich an meinem Holzring auf der Besetzbaren Kräuterspirale fand:
Schleimpilze sind trotz ihres Namens keine Pilze, sie sind eher dem Tierreich zugeordnet, ohne wirklich „Tier“ zu sein.
Schleimpilze sind in sozialer Gemeinschaft lebende Amöben, die sich unter bestimmten Bedingungen zusammenfinden, um dann z.B. solche Gebilde zu bilden.
Spannend, oder?
Sie bewegen sich in Gruppe fort. Sehr langsam aber stetig. Finden einen Platz und finden sich dann so, wie auf dem Bild gezeigt, zusammen. Irgendwann platzen dann die Köpfchen auf und geben die Nachkommenschaft frei. Das nur auf die Schnelle erklärt, Schleimpilze sind sehr speziell und wohl noch nicht ganz gut erforscht. Auch sie leben wie die Gruppe der Pilze von organischem Material.
Zuerst habe ich drei Stellen IN der Röhre entdeckt und dachte, das dort irgendein Insekt schon Eier abgelegt hat. Davon habe ich ein Photo gemacht und dann beim Betrachten erkannt, das es keine Eier sind, sondern etwas anderes sein muss: Bei meiner Internetrecherche stiess ich auf die Seite: schleimpilze.com
Dort könnt Ihr gezielter nachlesen, ich kann das jetzt nicht so wiedergeben, und müsste den Text kopieren.
Was mir nur so sehr gefällt: Es gibt immer etwas Neues zu entdecken, wenn wir uns von unserem Garten leiten lassen.